Blinder Passagier

Samstag, der 3. Juli Nachmittags : Leinen los Richtung Westen : drei Wochen Urlaub …

Aus dem angesagtem 10 kn Süd-Ostwind, wurden nach dem Start am Samstagnachmittag schnell 20-25 kn aus Süd-West. Schon in Zeebrügge war Schluss mit lustig und als gegen 10 Uhr abends der Wind deutlich über 20 Kn blies, war für uns klar, weder Calais noch Boulogne sur Mer, wir gehen nach Ostende. Die Windverhältnisse sind diesen Sommer recht chaotisch und für längere Törns nur schwer kalkulierbar.

Von Ostende aus geht es mehr recht als schlecht nach Calais. Die Marina erreichen wir, bis auf kurze Abschnitte unter Segel, minutengenau zur Brückenöffnungszeit. Immerhin …

Calais ist im „Tour de France“ Fieber und am nächsten Tag Etappenziel. Also lassen wir uns nicht lumpen und wechseln die Sportart. Am nächsten Morgen fahren wir auf der schon abgesperrten Straße dem Pieton bis zum Cap de Blanc Nez entgegen. Es ist toll, die Begeisterung bei den Franzosen zu sehen. Überall wird gefeiert, gegrillt und herrscht gute Laune. Man hat sich für diesen Tag Urlaub genommen. Selbst wir werden immer wieder lautstark auf der ansonsten so gut wie leeren Straße angefeuert 🙂 eine wirklich tolle Radtour im Zeichen der Tour de France. Natürlich warten wir dann auch auf die Durchfahrt der Profis. Eine Stunde vorher rasen etliche Reklamewagen über die Strecke. Laute Musik von den Wagen und es werden alle möglichen kleinen Werbegeschenke geworfen. Die eigentliche Durchfahrt der Radler ist dann schon fast unspektakulär, denn man hat sie kaum gesehen, sind die Fahrer an uns vorbei . Dies mit allem drumherum erlebt zu haben ist interessant und auch spektakulär. Abends ist in der Stadt die Hölle los. Wir haben Glück, mit der Familie von Silkes Bruder, die hier in der Nähe Urlaub machen, noch einen Platz im Restaurant zu bekommen.

Morgens geht’s raus aus dem Hafen. Statt der vorhergesagten 5 kn Wind aus NW sind es gute 20 kn. Mit den Relingfüssen durchs Wasser fliegen wir auf´s Cap Gris Nez zu. Kaum aber haben wir es passiert, ist der Wind wieder weg und wir motoren die restlichen 6 Meilen nach Boulogne. Auch hier die nächste seglerische Zwangspause.

Den Sprung rüber nach Cherbourg hatten wir angestrebt, aber wir haben keine Chance auf 24 Std. konstanten Wind. Also gehts am Donnerstag nach Fecamp. Das passt halbwegs in der Vorhersage, endet aber mit 12,5 Stunden Motor (von insgesamt 14 Std.). Spät am Abend finden wir noch ein Plätzchen für unsern Karl und es ist wunderbar ruhig, als der Motor endlich aus ist. Dank unserer Fahrräder ist es nicht so schlimm, auf besseren Wind zu warten. Am Sonntag scheint es dann so weit und um 8 Uhr gehts raus Richtung Cherbourg. Diesmal sind es nur ! 10 von 16 Stunden unter Motor. Gegen Mitternacht kommen wir an und müssen feststellen das alle freien Liegeplätze am Besuchersteg mit Flatterband blockiert sind. Wir ahnen Böses. Morgends hören wir dann, dass wegen einer Regatta bis einschließlich Mittwoch kein Platz für unsern Karl ist. Wir werden unmittelbar gebeten, den Hafen zu verlassen. Da zumindest die Strömung stimmt, hängen wir vier Stunden später an einer Mooring in Alderney. Unser Minimalziel für diesen Urlaub ist nach 8 Tagen hart erarbeitet.

Zwei Tage Alderney. Eine wunderschöne Insel. Wir umrunden die Insel mit dem Fahrrad und entdecken Neues, was wir noch nicht kannten. Nutzen das Bootstaxi, da unser Außenborder streikt und genießen einfach die Ruhe.

Vorbei an Guernsey und Jersey treibt es uns nach St. Malo, welches wir am frühen Donnerstagmorgen erreichen. Das soll unser Wendepunkt für diesen Urlaub sein und wird es auch im wahrsten Sinne des Wortes.

Fazit bis hierhin : Sonne und Temperaturen reichlich, fast tropisch. Wind, wenn vorhanden, unzuverlässig und unstetig. Wir, ein wenig genervt von den vielen Motorstunden. So ist es, wenn man nur eine begrenzte Meerzeit hat.

Aber erst einmal genießen wir den Trubel um den Nationalfeiertag in Saint Malo. Ein großes Feuerwerk mit Musikbegleitung am Abend. Mit dem Fahrrad geht es am nächsten Tag entlang der Rance zu einer ausgedehnten Radtour (45 km), teilweise über Stock und Stein. Die Anschaffung der E-Bikes hat sich jetzt schon gelohnt und es ist toll, wie die Fahrräder den Aktionsradius vor Ort erhöhen. Am Samstag besuchen wir noch einen gut besuchten, großen Wochenmarkt in einem Stadtviertel in Saint Malo, bevor es am Sonntag auf die Rückreise geht. Geplant war Grandville, bei der Ausfahrt war es Jersey und es wurde Ankern vor Sark. Wunderschön, hier hätten wir deutlich länger bleiben wollen.

In der Nacht schleicht sich aber dann der blinde Passagier ein: Silke hat sich mit Corona infiziert. Von der Überfahrt nach Alderney und von dort zurück nach Fecamp hat sie nur wenig mitbekommen. Es war jetzt letztendlich eine Frage der Zeit, wann ich es auch bekommen würde. Schon im Vorfeld hatten wir geplant, dass ich das Boot event. von Fecamp alleine zurückfahren kann, da mein Urlaubskontingent im Gegensatz zu Silkes etwas üppiger dieses Jahr ausfällt. In Fecamp wurde Corona bei Silke offiziell bestätigt. Da ich immer noch coronafrei war und die beste Quarantäne auf See ist, ging es über Boulogne zurück nach Calais. Auf der Überfahrt nach Boulogne hat es mich dann auch erwischt. Insgesamt ist es bei uns beiden recht glimpflich verlaufen. Von Calais aus ist Silke – wieder coronafrei – mit dem Zug zurück und ich schipper mit Karl über Duinkerke, Ostende nach Vlissingen zurück.

Fazit: etwas über 700 SM haben wir zurückgelegt. Zu wenig gesegelt, zu viel motort. Das Wetter war wunderbar, wir wurden von der Sonne verwöhnt. Erst Silke, dann ich: gesamt 10 Tage Corona an Bord, ein unsympathischer Passagier, der sich wahrscheinlich auf dem Wochenmarkt in Saint Malo eingeschlichen hat. Dank der Impfungen hielten sich die Beeinträchtigungen in Grenzen. Glück gehabt! Ein schöner, mal wieder viel zu kurzer Urlaub und hoffentlich unser letzter, unter solch einem Zeitdruck …

2 KOMMENTARE
  • Jørn Breyer
    Antworten

    Test

    1. Hans Trapp
      Antworten

      also der test funktioniert…vielleicht versuchst du es nochmal…;-)

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